E-Bike im Gelände: Fully vs. Hardtail – welche Modelle taugen für Trails?
Welche E-Bikes sind wirklich geländetauglich? Analyse von Fully vs. Hardtail, Federweg, Reifenbreite, Akku-Schutz und den besten Trail-Bikes 2025.

Vom Stadtflitzer zum Trail-Kletterer
E-Bikes sind längst nicht mehr nur für Asphalt und Radwege gedacht. Immer mehr Fahrer zieht es ins Gelände – auf Forstwege, Schottertrails und anspruchsvolle Mountainbike-Strecken. Doch nicht jedes Pedelec ist für Offroad-Abenteuer geeignet. Wer mit einem City-E-Bike auf wurzeligen Pfaden unterwegs ist, stößt schnell an Grenzen: zu wenig Federweg, zu schwache Reifen, zu niedrige Bodenfreiheit.
Was braucht also ein E-Bike, um wirklich geländetauglich zu sein? Welche technischen Details machen den Unterschied zwischen Tourenrad und Trail-Bike? Und welche Modelle haben sich in Tests bewährt?
Fully oder Hardtail – die Grundsatzfrage
Im Mountainbike-Bereich unterscheidet man zwei Hauptkategorien:
Hardtail-E-MTBs
Sie haben nur eine Federgabel vorne, das Hinterrad ist starr. Vorteile sind geringeres Gewicht, weniger Wartung und ein günstigerer Preis. Hardtails eignen sich perfekt für leichtes Gelände, Waldwege, Schotterpisten und Touren mit wenig technischen Passagen.
Fully-E-MTBs
Sie bieten eine Vollfederung – also Federung vorne und hinten. Dadurch sind sie deutlich komfortabler und sicherer bei Wurzeln, Steinen und Drops. Der Nachteil: mehr Gewicht, höherer Preis, komplexere Technik. Wer richtig ins Gelände will, kommt an einem Fully kaum vorbei.
Federweg – wie viel ist genug?
Der Federweg gibt an, wie stark die Gabel und der Dämpfer Unebenheiten ausgleichen können. Hier gilt:
Tourenorientierte Hardtails: ca. 100–120 mm Federweg
Allround-Fullys für Trails: ca. 130–150 mm Federweg
Enduro-/Downhill-Fullys: 160 mm oder mehr
Für den typischen Trailfahrer reicht ein Federweg von 140–150 mm vollkommen aus – genug für Komfort und Kontrolle, aber nicht zu schwerfällig für längere Anstiege.
Reifenbreite und Profil – Grip entscheidet
Im Gelände ist die Reifenwahl fast wichtiger als der Motor. Standardreifen aus dem Trekkingbereich bieten weder genug Grip noch ausreichenden Pannenschutz. Empfehlenswert sind:
Reifenbreite von mindestens 2,4 bis 2,6 Zoll für mehr Auflagefläche
stabile Karkassen (z. B. Schwalbe Super Trail oder Maxxis EXO+)
tubeless-Systeme, um mit weniger Luftdruck und besserem Grip zu fahren
grobes Profil für matschige oder lose Untergründe
Mit schmalen 2,0-Zoll-Reifen hat man im Gelände keine Chance – da fehlt die Traktion und die Stabilität in Kurven.
Akku-Schutz und Integration
Wer über Wurzeln und Felsen fährt, setzt sein Bike stärkeren Vibrationen aus. Ein guter Geländerahmen schützt den Akku mit:
vollständiger Integration im Unterrohr
zusätzlichen Gummipads oder Protektoren
stabilen Verschlüssen gegen Spritzwasser und Staub
Auch die Motorabdeckung sollte verstärkt sein – viele Geländemodelle haben spezielle Skidplates, die den Motor vor Aufschlägen schützen.
Tretlagerhöhe – mehr Bodenfreiheit, weniger Aufsetzer
Im Gelände ist ein zu niedriges Tretlager gefährlich: Man bleibt leicht an Steinen oder Wurzeln hängen. Geländetaugliche E-Bikes haben daher eine etwas höhere Tretlagerposition und kürzere Kurbeln (165–170 mm statt 175 mm). Das verringert die Gefahr von Pedalaufsetzern und erhöht die Kontrolle in technischen Passagen.
Beispielbikes aus der Praxis
Bosch Performance CX Fully – Allrounder für Trails
Federweg 150 mm, Akku 750 Wh, drehmomentstarker Motor, integrierter Akku-Schutz. Ideal für anspruchsvolle Tourenfahrer.
Specialized Turbo Levo – Benchmark im Premiumbereich
Vollintegriertes System, bis zu 700 Wh Akku, progressive Geometrie. Sehr agil im technischen Gelände.
Cube Stereo Hybrid 140 HPC – Preis-Leistungs-Tipp
Moderater Federweg, gute Ausstattung für Trail-Einsteiger, solide Bosch-Technik.
Haibike AllMtn – vielseitiges Enduro-E-MTB
160 mm Federweg, Mixed-Wheel-Konzept (29” vorne, 27,5” hinten) für Grip und Agilität.
Hardtail-Beispiel: Cube Reaction Hybrid EX
120 mm Federweg, breite Reifen, perfekt für Waldwege und einfaches Gelände. Für echte Trails nur bedingt geeignet.
Motorcharakteristik im Gelände
Für Offroad ist nicht nur die Power wichtig, sondern wie feinfühlig der Motor reagiert. Ein gutes Geländemodell bietet:
hohes Drehmoment (mind. 80 Nm) für steile Anstiege
sehr sensible Ansprechbarkeit bei niedriger Trittfrequenz
lange Übersetzungsbandbreite, um steile Rampen zu meistern
Motoren wie der Bosch Performance CX, Shimano EP8 oder Brose Drive S Mag sind für Trails optimiert – sie reagieren direkter und liefern bei langsamer Fahrt mehr Kontrolle.
Vergleichstest: Hardtail vs. Fully im Gelände
Hardtail im Gelände:
leichter, günstiger, effizienter bergauf
weniger Komfort, weniger Kontrolle bei Abfahrten
besser für Wald- und Forstwege
Fully im Gelände:
komfortabler, mehr Traktion, sicherer bei Abfahrten
schwerer und teurer
klarer Vorteil auf technischen Trails
Das Fazit vieler Testfahrer: Wer wirklich regelmäßig ins Gelände will, spart am falschen Ende, wenn er beim Fully knausert. Ein Hardtail bleibt ein Kompromiss.
Worauf Geländefahrer zusätzlich achten sollten
starke Bremsen (mind. 4-Kolben-Bremssättel und 200-mm-Scheiben)
Dropper-Post (versenkbare Sattelstütze für steile Abfahrten)
stabile Laufräder mit Boost-Achsen für Steifigkeit
einen Ersatzakku oder Ladeoption für lange Touren
Fazit: Nicht jedes E-Bike ist ein Trail-Bike
Wer ein E-Bike für Waldwege und leichte Offroad-Touren sucht, kann mit einem Hardtail glücklich werden. Wer aber wirklich ins Gelände will – mit Wurzeln, Steinen und technischen Abfahrten – braucht ein Fully mit mindestens 140 mm Federweg, breiten Reifen, hohem Drehmoment und gutem Akkuschutz.
Die Geländetauglichkeit entscheidet sich also nicht nur am Motor, sondern an der Geometrie, Federung und Ausstattung. Wer hier spart, zahlt später mit weniger Fahrspaß und Sicherheit.