Die Geschichte des E‑Bikes: Von 1890 bis heute – Motoren, Akkus und Innovationen

Von den ersten E‑Bike-Prototypen 1895 bis zum smarten Hightech-Pedelec: Die spannende Geschichte von Motoren und Akkus in über 130 Jahren Entwicklung.

Juli 21, 2025 - 11:51
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Die Geschichte des E‑Bikes: Von 1890 bis heute – Motoren, Akkus und Innovationen
Von den ersten E‑Bike-Prototypen 1895 bis zum smarten Hightech-Pedelec: Die spannende Geschichte von Motoren und Akkus in über 130 Jahren Entwicklung.

Die Geschichte des elektrischen Fahrrads – von 1890 bis heute

Das E‑Bike ist älter als man denkt

Heute ist das E‑Bike aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Es bringt Pendler zur Arbeit, macht Bergtouren zugänglich und hat das Radfahren für viele Menschen neu definiert. Doch die Idee, ein Fahrrad elektrisch anzutreiben, ist viel älter als man glaubt. Bereits im 19. Jahrhundert tüftelten Erfinder an motorisierten Fahrrädern, lange bevor es moderne Akkutechnik gab. Die Geschichte des E‑Bikes ist eine spannende Mischung aus Pioniergeist, technologischen Sprüngen und gesellschaftlichem Wandel.

1890er: Die ersten elektrischen Fahrrad-Prototypen

Bereits 1895 meldete der US-Amerikaner Ogden Bolton Jr. ein Patent für ein elektrisch betriebenes Fahrrad an. Sein Entwurf hatte einen Nabenmotor im Hinterrad und wurde von einem großen Bleiakku gespeist. Ein Jahr später präsentierte Hosea W. Libbey aus Boston ein Konzept mit einem Doppelmotor, der im Tretlagerbereich integriert war. Auch in Europa gab es Versuche mit elektrisch unterstützten Dreirädern. Doch die Technik war zu schwer, zu teuer und die Reichweite minimal. Der Traum vom alltagstauglichen E‑Bike verschwand vorerst wieder.

1930er bis 1950er: Elektrische Lastenräder und Nischenlösungen

Zwischen den Weltkriegen tauchten elektrisch betriebene Lastenräder in Städten wie Paris oder Berlin auf. Sie dienten als Lieferfahrzeuge für kurze Strecken, weil Benzin teuer und schwer verfügbar war. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem Siegeszug des Autos verloren diese elektrischen Nischenlösungen ihre Bedeutung.

1960er bis 1980er: Neue Akkus und futuristische Designs

In den 1960er-Jahren griffen Designer die Idee des elektrischen Fahrrads wieder auf. Nickel-Cadmium-Akkus ermöglichten erstmals leichtere Bauweisen, und Hersteller wie Yamaha experimentierten in Japan mit Prototypen. In den 1980ern gab es erste marktreife Modelle, vor allem in Asien, doch sie blieben Exoten. Die Reichweite war gering und die Technik noch zu klobig, um den Massenmarkt zu erreichen.

1990er: Die Geburtsstunde des modernen Pedelecs

Der entscheidende Schritt kam in den 1990ern mit der Entwicklung des Pedelecs, bei dem der Motor nur unterstützt, wenn der Fahrer tritt. Der deutsche Ingenieur Egbert Buhrmann prägte dieses Konzept. 1993 brachte Yamaha mit dem PAS-System das erste serienreife Pedelec auf den Markt. Plötzlich war ein rechtlicher Rahmen geschaffen, der es als Fahrrad einstufte, nicht als Mofa. Auch Panasonic und frühe europäische Hersteller entwickelten erste City-Pedelecs.

2000er: Lithium-Ionen-Akkus revolutionieren die Technik

Mit dem Aufkommen von Lithium-Ionen-Akkus wurden E‑Bikes endlich praxistauglich. Sie waren leichter, hielten länger und hatten eine viel höhere Energiedichte. Marken wie Flyer aus der Schweiz und Kalkhoff aus Deutschland brachten die ersten zuverlässigen Touren- und City-E‑Bikes für den Alltag heraus. Auch Mountainbikes mit Elektromotor tauchten erstmals auf.

2010er: Der Boom erreicht den Massenmarkt

Ab 2010 explodierte der Markt für E‑Bikes. Kompakte Mittelmotoren von Bosch, Brose und Shimano machten die Räder leichter und leistungsstärker. Akkus mit 400 bis 500 Wh ermöglichten Reichweiten von 100 Kilometern und mehr. Das Pedelec wurde zum Alltagsfahrzeug für Pendler, Senioren, Familien und Tourenfahrer. Parallel entwickelten sich neue Segmente wie Speed-Pedelecs, E‑Cargo-Bikes und vollgefederte E‑Mountainbikes.

2020er: Smarte Systeme und Hightech auf zwei Rädern

Heute sind E‑Bikes Hightech-Produkte. Motoren wie der Bosch Performance Line CX Race oder Shimano EP801 bieten bis zu 85 Nm Drehmoment und lassen sich über Apps individuell konfigurieren. Akkus mit 750 bis 1.000 Wh sorgen für enorme Reichweiten. Smarte Systeme ermöglichen Navigation, Diebstahlschutz und Software-Updates over the air. Auch Nachhaltigkeit rückt stärker in den Fokus: recycelbare Akkus, Second-Life-Konzepte und modulare Motoren sind die nächsten Schritte.

Meilensteine der Akku-Entwicklung

Die ersten E‑Bikes nutzten schwere Blei-Akkus mit minimaler Kapazität. Später kamen Nickel-Cadmium-Zellen, die etwas leichter waren, aber immer noch wenig Energie speicherten. Erst mit Lithium-Ionen ab den 2000ern wurden Reichweiten alltagstauglich. Heute kommen Lithium-NMC-Zellen und erste Feststoffakkus in Pilotprojekten zum Einsatz, die noch leichter und sicherer sind.

Historische Besonderheiten und kuriose Modelle

1932 baute Philips eines der ersten straßentauglichen Elektrofahrräder, das aber nie in Serie ging. In den 1990ern experimentierte BMW mit dem C1-E, einer Mischung aus E‑Bike und Roller. In Japan setzten Lieferdienste schon in den 1980ern elektrische Fahrräder für urbane Transporte ein – lange vor Europa.

Vergleich: E‑Bike damals und heute

Ein E‑Bike um 1900 wog über 50 Kilogramm, hatte eine Reichweite von kaum 20 Kilometern und brauchte viele Stunden zum Laden. Ein modernes Pedelec wiegt nur 20 bis 25 Kilogramm, fährt bis zu 200 Kilometer und lädt in drei bis vier Stunden vollständig auf. Der Fortschritt der letzten 20 Jahre ist größer als in den 100 Jahren zuvor.

Fazit: Vom Exoten zum Symbol der Mobilität

Die Geschichte des E‑Bikes zeigt, wie lange es dauern kann, bis eine Idee ihre Zeit findet. Von den ersten Patenten 1895 über futuristische Studien bis zum heutigen Hightech-Bike war es ein langer Weg. Heute ist das E‑Bike nicht mehr nur ein Trend, sondern ein wichtiger Baustein nachhaltiger Mobilität. Und die Entwicklung geht weiter – mit besseren Akkus, vernetzten Systemen und immer intelligenteren Motoren beginnt das nächste Kapitel bereits.