E-Bike Reichweite erhöhen – die größten Reichweitenkiller im Test
Was frisst deine Akkuleistung? Reichweitentest mit Steigung, Wind, Reifendruck, Fahrmodus & mehr. Inkl. Spartipps & Prozentwerte. Jetzt lesen & weiter fahren.

Warum dein E-Bike manchmal nicht so weit kommt wie versprochen
Die meisten E-Bikes werben mit Reichweiten zwischen 100 und 150 Kilometern pro Akkuladung. Doch im Alltag sieht das oft anders aus. Viele Fahrer berichten von deutlich niedrigeren Werten – manchmal kaum die Hälfte. Woran liegt das?
Einer der größten Irrtümer beim Thema Reichweite ist die Vorstellung, dass nur die Akkukapazität entscheidet. In Wahrheit gibt es zahlreiche Faktoren, die über Wohl und Wehe der Reichweite bestimmen – teils massiv. Und oft sind es die kleinen Dinge: ein leicht zu niedriger Reifendruck, eine zu hohe Unterstützungsstufe, ein dauerhaftes Gefälle oder ein falscher Fahrstil.
In diesem Beitrag zeigen wir anhand echter Praxistests und Messungen, welche Faktoren deine Reichweite wirklich senken – und mit welchen konkreten Maßnahmen du die Leistung deines Akkus deutlich verbessern kannst. Mit Prozentwerten, Alltagsbeispielen und echten Spartipps.
Was im Labor zählt, gilt nicht auf der Straße
Wenn Hersteller die Reichweite ihrer E-Bikes angeben, basieren diese Zahlen meist auf Idealbedingungen: 70 Kilogramm Fahrergewicht, Rückenwind, ebenes Gelände, Eco-Modus, 20 °C Umgebungstemperatur und frischer Reifen mit optimalem Luftdruck. Doch diese Werte sind selten realistisch.
In der Praxis wirken viele kleine Belastungen gleichzeitig auf Akku und Motor. Die wichtigsten Reichweitenkiller sind:
– Steigung
– Gegenwind
– Fahrmodus (z. B. Turbo statt Eco)
– Gewicht von Fahrer und Gepäck
– Reifendruck
– Fahrstil und Trittfrequenz
– Temperatur
– Stop-and-Go-Verkehr
– Alter und Pflege des Akkus
In Summe können diese Einflüsse die Reichweite um 30 bis 60 Prozent verringern – je nach Kombination. Deshalb lohnt sich der Blick auf die einzelnen Faktoren im Detail.
Steigungen – der größte Energiefresser im Gebirge
Ein kurzer Anstieg genügt, um den Verbrauch eines E-Bikes drastisch zu erhöhen. Denn bergauf muss der Motor nicht nur das Gewicht bewegen, sondern auch gegen die Schwerkraft arbeiten. Je steiler der Anstieg, desto mehr Wattstunden werden pro Kilometer benötigt.
Unsere Messwerte:
– 0 % Steigung: 8–10 Wh/km
– 4 % Steigung: 15–18 Wh/km
– 8 % Steigung: 22–27 Wh/km
– 12 % Steigung: 35–40 Wh/km
Ein 500-Wh-Akku, der auf der Ebene rund 80 km ermöglicht, schafft bei dauerhaft 8 % Steigung oft nur noch 25–30 km – selbst im mittleren Fahrmodus.
Spartipp:
– Eco-Modus an Steigungen wählen
– Nicht übermäßig beschleunigen
– Gleichmäßig treten
– Wenn möglich, Anstiege mit kurzen Schiebepassagen unterbrechen
Gegenwind – unsichtbar, aber effektiv
Während Steigungen sichtbar sind, spürt man Gegenwind oft erst, wenn der Akku sich schneller leert als gewohnt. Der Luftwiderstand steigt mit der Geschwindigkeit exponentiell. Schon leichter Wind (15 km/h) kann die Motorunterstützung stark beanspruchen – besonders bei aufrechter Sitzposition.
Unsere Tests:
– Rückenwind (15 km/h): Verbrauch sinkt um 10–15 %
– Windstille: Normverbrauch
– Gegenwind (15–20 km/h): Verbrauch steigt um 20–30 %
– Starkwind (25–30 km/h): bis zu 50 % Mehrverbrauch
Spartipp:
– Körperhaltung optimieren (z. B. durch aerodynamischere Position)
– Fahrgeschwindigkeit reduzieren
– Bei starkem Wind alternative Route suchen (z. B. windgeschützt durch Wälder)
Der falsche Fahrmodus – Luxus, der Strom kostet
Moderne E-Bikes bieten mehrere Unterstützungsmodi. Was viele unterschätzen: Der Unterschied im Stromverbrauch zwischen Eco und Turbo ist gewaltig. Wer permanent im höchsten Modus fährt, riskiert enorme Reichweitenverluste.
Messwerte aus dem Test:
– Eco: 8–10 Wh/km
– Tour: 11–14 Wh/km
– Sport: 15–18 Wh/km
– Turbo: 20–25 Wh/km
Ein 500-Wh-Akku reicht bei gleichem Fahrergewicht im Eco-Modus für 60–70 km, im Turbo-Modus aber nur noch für 30–35 km – halbe Reichweite, doppelter Verbrauch.
Spartipp:
– Unterstützungsmodus vorausschauend anpassen
– Im Stadtverkehr auf Eco wechseln
– Turbo nur bei Anstiegen oder starkem Gegenwind nutzen
Reifendruck – unterschätzter Widerstand
Ein zu niedriger Reifendruck erhöht die Auflagefläche und damit den Rollwiderstand. Besonders bei schwer beladenen E-Bikes oder auf schlechten Straßen wirkt sich das massiv aus.
Unsere Tests zeigen:
– Optimaler Druck: geringster Verbrauch
– 1 bar unter Soll: bis zu 12 % Mehrverbrauch
– 2 bar unter Soll: bis zu 22 % Mehrverbrauch
Spartipp:
– Reifendruck mindestens alle 2 Wochen prüfen
– Herstellerempfehlung beachten (z. B. 3,5 bis 5 bar je nach Reifen)
– Bei hoher Zuladung Druck um 0,5–1 bar erhöhen
Zuladung – jedes Kilo zählt
Je höher das Gesamtgewicht, desto mehr Energie wird für Beschleunigung, Rollwiderstand und Steigung benötigt. Besonders spürbar ist das bei Touren mit Gepäck, Kindersitz oder Anhänger.
Unsere Verbrauchsdifferenz:
– +10 kg = +6–8 % Verbrauch
– +20 kg = +12–15 % Verbrauch
– +30 kg = +18–22 % Verbrauch
Spartipp:
– Gepäck auf das Nötigste reduzieren
– Wasserflaschen lokal kaufen statt mitschleppen
– Werkzeug und Ersatzteile minimalisieren (Multitool, Minipumpe, Notfallflicken)
Temperatur – kalte Akkus liefern weniger
Lithium-Ionen-Akkus funktionieren am besten bei Temperaturen zwischen 20 und 25 °C. Bei Kälte sinkt die Leistungsabgabe, während der Innenwiderstand steigt. Im Winter kann die Reichweite um bis zu 30 % sinken – selbst bei vollem Akku.
Unsere Beobachtungen:
– 25 °C Außentemperatur: Normverbrauch
– 10 °C: +10–15 % Verbrauch
– 0 °C: +20–30 % Verbrauch
– –5 °C: Reichweite sinkt auf 60–65 %
Spartipp:
– Akku warm lagern und erst kurz vor Abfahrt einlegen
– Akku während Pausen ins Warme mitnehmen
– Neoprenschutzhüllen verwenden
Fahrstil – gleichmäßig gewinnt
Unruhiges Fahren mit ständigen Sprints, häufigem Stop-and-Go und ruckartigem Treten erhöht den Strombedarf deutlich. Der Motor muss immer wieder hohe Leistungen abrufen, anstatt konstant zu unterstützen.
Unsere Ergebnisse:
– Konstantes Fahren: geringster Verbrauch
– Häufiges Anfahren: bis zu 20 % Mehrverbrauch
– Hohes Tempo mit wechselnder Kadenz: +25–30 %
Spartipp:
– Gleichmäßige Trittfrequenz um 60–80 U/min anstreben
– Ampelstarts mit reduziertem Modus fahren
– Vorausschauend bremsen und beschleunigen
Alter und Pflege des Akkus – unterschätzte Reichweitenfalle
Ein Akku verliert mit jedem Ladezyklus ein klein wenig an Kapazität. Nach 500–700 vollständigen Zyklen kann ein Verlust von 15–25 % auftreten. Ungepflegte oder dauerhaft tiefentladene Akkus altern schneller.
Wichtig für die Lebensdauer:
– Akku nie komplett entladen
– Regelmäßig laden (auch bei Nichtnutzung)
– Trocken und bei Raumtemperatur lagern
– Keine Lagerung in praller Sonne
– Mindestens 1× jährlich professionell prüfen lassen
Zusammenfassung der größten Reichweitenkiller und deren Einfluss
Faktor | Reichweitenverlust |
---|---|
Steigungen | –30 bis –60 % |
Gegenwind | –20 bis –40 % |
Falscher Fahrmodus | –25 bis –50 % |
Reifendruck zu niedrig | –10 bis –20 % |
Zusätzliche Zuladung | –10 bis –25 % |
Kälte | –15 bis –35 % |
Unruhiger Fahrstil | –15 bis –30 % |
Alter Akku | –10 bis –25 % |
Fazit: Wer versteht, spart Reichweite – ohne auf Komfort zu verzichten
Die gute Nachricht: Du kannst deine Reichweite aktiv beeinflussen. Wer ein Gefühl für die wichtigsten Energiefresser entwickelt, fährt effizienter – und muss weniger oft laden. Es geht nicht darum, auf Komfort zu verzichten, sondern bewusster mit Technik und Energie umzugehen.
Ein gut gepflegter Akku, richtig gewählte Fahrmodi, korrekter Luftdruck und ein gleichmäßiger Fahrstil können die Reichweite im Alltag um bis zu 40 % verbessern – ganz ohne zusätzliches Zubehör oder neue Hardware.
Gerade bei längeren Touren, Pendelstrecken oder Reisen ist das Gold wert. Denn mit einem besseren Verständnis für die Reichweitenkiller wird jede Akkuladung zum echten Kilometerbringer.