Der Reichweiten-Schwindel bei E-Bikes – Was dir niemand über Akkus sagt
E-Bike-Akkus halten selten, was Hersteller versprechen. Wir decken auf, wie Reichweiten geschönt werden – und wie du echte Werte erkennst.

Die versprochene Reichweite deines E-Bikes liegt bei 120 Kilometern – aber nach 50 km ist der Akku leer? Dann bist du nicht allein. In diesem Artikel erfährst du, warum Reichweitenangaben oft reine Theorie sind, wie Hersteller tricksen und wie du deine echte Reichweite selbst ermittelst.
1. Die offizielle Reichweite – Wunschdenken statt Realität
E-Bike-Hersteller werben gerne mit beeindruckenden Zahlen:
„Bis zu 150 km Reichweite!“ – ein Satz, der sich gut liest, aber selten stimmt.
Warum? Weil diese Zahlen unter idealen Laborbedingungen entstehen:
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Leichtester Unterstützungsmodus
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60 kg Fahrergewicht
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Keine Steigungen
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Rückenwind statt Gegenwind
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Neue Reifen, perfekter Reifendruck
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Neuwertiger Akku bei 20 °C Umgebungstemperatur
Im echten Leben sieht das ganz anders aus.
2. Die größten Reichweiten-Lügen der Branche
a) „Bis zu“-Angaben ohne Kontext
Viele Hersteller geben eine „bis zu“-Reichweite an, aber verschweigen, was nötig ist, um diesen Wert zu erreichen. In Wahrheit schaffen viele E-Bikes in realistischen Fahrsituationen nur 40–60 % der angegebenen Distanz.
b) Testfahrer als Leichtgewichte
Testpersonen sind oft unter 60 kg, mit kaum Gepäck und fahren bei besten Bedingungen.
Der Alltag: 85 kg Fahrergewicht, 10 kg Rucksack, Kindersitz, Anhänger – und Gegenwind.
c) Verschleierte Akku-Kapazität
Ein Akku mit „500 Wh“ bedeutet nicht automatisch mehr Reichweite als ein 400 Wh-Akku – denn die Effizienz des Motors und dein Fahrstil spielen eine riesige Rolle.
3. 10 Faktoren, die deine echte Reichweite beeinflussen
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Fahrmodus (Eco vs. Turbo)
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Gesamtgewicht (Fahrer + Zuladung)
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Reifendruck und Reifenart
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Steigungen & Höhenmeter
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Windverhältnisse
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Fahrstil (gleichmäßig oder sprintlastig)
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Temperatur (Akkus leiden unter Kälte)
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Akkuzustand (Alter, Ladezyklen)
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Motoren-Effizienz (z. B. Bosch vs. Bafang)
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Untergrund (Asphalt vs. Schotter)
4. So findest du deine echte Reichweite heraus
Die einfachste Methode: Selbst messen.
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Lade deinen Akku voll.
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Fahr eine typische Strecke mit deinem üblichen Fahrstil.
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Notiere Kilometerstand, Unterstützungsmodus, Wetter & Temperatur.
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Wiederhole es 2–3 Mal.
Ergebnis: Du bekommst eine realistische Spannweite, z. B.
„Im Eco-Modus komme ich 85 km weit, im Tour-Modus 60 km, im Turbo 35 km.“
5. So schützt du dich vor unrealistischen Angaben beim Kauf
Hersteller mit transparenten Angaben bevorzugen
(z. B. Bosch gibt realistische Reichweiten-Spannen an)
Akkukapazität in Wh vergleichen, nicht in Ah
(Wh = Volt × Ah – nur das zählt wirklich)
Reichweitenrechner nutzen, z. B. von Bosch oder Shimano
(diese rechnen mit echten Szenarien)
Tests von Alltagsfahrern anschauen, nicht nur Labortests
Nie auf das Verkaufsargument „150 km Reichweite“ alleine vertrauen
6. Tipps, um deine Reichweite real zu verlängern
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Fahre öfter im Eco- oder Tour-Modus
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Halte den Reifendruck stets im Optimalbereich
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Vermeide unnötiges Zusatzgewicht
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Nutze die Rekuperation (bei Rücktrittsmodellen)
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Vermeide häufige Stop-and-Go-Situationen
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Lagere deinen Akku bei Raumtemperatur (nicht im kalten Keller)
Fazit: Glaube nicht alles, was auf dem Papier steht
Die Reichweite deines E-Bikes hängt von viel mehr ab als nur der Zahl auf dem Karton. Herstellerangaben sind oft schöngerechnet und irreführend. Wenn du weißt, worauf es wirklich ankommt, kannst du deine Fahrten besser planen – und beim nächsten Kauf eine fundierte Entscheidung treffen.
Dein Akku hält länger, wenn du klüger fährst – nicht wenn du mehr dafür zahlst.