E-Bike Entdrosseln: Methoden, Risiken und Auswirkungen

Erfahren Sie alles über das Entdrosseln von E-Bikes: Welche Methoden gibt es, welche Risiken sind damit verbunden, und ist es sinnvoll?

Okt 11, 2024 - 11:46
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E-Bike Entdrosseln: Methoden, Risiken und Auswirkungen
E-Bike entdrosseln oder liebe nicht ?

Das „Entdrosseln“ von E-Bikes, also das Aufheben der Geschwindigkeitsbegrenzung, wird bei vielen Fahrern immer beliebter. Die Standardgeschwindigkeitsbegrenzung für E-Bikes (Pedelecs) liegt in Europa bei 25 km/h. Darüber hinaus unterstützt der Motor das Treten nicht mehr. Doch es gibt Methoden, diese Begrenzung zu umgehen. Aber wie funktioniert das Entdrosseln? Welche Methoden sind auf dem Markt? Und was sind die rechtlichen und technischen Folgen? In diesem Blog werfen wir einen detaillierten Blick auf das Thema.

1. Wie funktioniert das Entdrosseln?

Das Entdrosseln eines E-Bikes hebt die Geschwindigkeitsbegrenzung von 25 km/h auf, sodass der Motor das Treten auch bei höheren Geschwindigkeiten unterstützt. Dazu gibt es verschiedene Methoden:

  • Tuning-Module: Eines der häufigsten Werkzeuge sind sogenannte Tuning-Chips oder -Module, die zwischen dem Tretlagersensor und dem Motor installiert werden. Diese Module manipulieren das Signal, das an den Motor gesendet wird, und täuschen dem System eine niedrigere Geschwindigkeit vor, sodass der Motor weiter unterstützt, auch wenn die 25 km/h überschritten werden.

    • Beispiel: Das SpeedBox 3.0 Tuning Modul ist ein beliebtes Produkt, das für Bosch-Motoren verwendet wird. Laut Hersteller kann das Modul die Geschwindigkeitsbegrenzung vollständig aufheben, was Fahrten von bis zu 45 km/h oder mehr ermöglicht.
  • Softwaremanipulation: Einige E-Bikes erlauben es, die Firmware direkt zu modifizieren, sodass die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Software verändert wird. Diese Methode erfordert fortgeschrittene technische Kenntnisse und ist risikoreich, da sie die interne Software des E-Bikes verändert.

  • Magnetmanipulation: Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Magneten am Rad zu versetzen, der die Geschwindigkeit misst. Dies täuscht dem E-Bike eine niedrigere Geschwindigkeit vor. Diese Methode ist jedoch weniger präzise und kann zu ungleichmäßiger Motorleistung führen.

2. Rechtliche Konsequenzen des Entdrosselns

Das Entdrosseln eines E-Bikes bringt erhebliche rechtliche Risiken mit sich. In Europa und Deutschland gelten klare Regeln für die Nutzung von E-Bikes:

  • Pedelec: Ein E-Bike, das bei 25 km/h aufhört, den Fahrer zu unterstützen, gilt rechtlich als Fahrrad. Sobald die Begrenzung aufgehoben wird und das E-Bike schneller unterstützt, wird es als Kleinkraftrad oder S-Pedelec eingestuft. Das bedeutet:

    • Es besteht Führerscheinpflicht (mindestens Klasse AM).
    • Eine Versicherung und ein entsprechendes Kennzeichen sind erforderlich.
    • Das Tragen eines Helms ist Pflicht.
    • Fahren auf Radwegen ist verboten.
  • Garantieverlust: Viele Hersteller schließen die Garantie aus, wenn das E-Bike entdrosselt wird. Auch Versicherungen übernehmen im Falle eines Unfalls möglicherweise keine Kosten, wenn das E-Bike modifiziert wurde und dies nicht gemeldet war.

3. Technische Auswirkungen auf das E-Bike

Das Entdrosseln eines E-Bikes kann auch technische Probleme verursachen:

  • Höherer Verschleiß: Ein entdrosseltes E-Bike wird stärker beansprucht. Sowohl der Motor als auch der Akku müssen mehr Leistung erbringen, was zu einem schnelleren Verschleiß führt. Die Lebensdauer des Akkus kann sich erheblich verkürzen, da er öfter in den maximalen Leistungsbereich geht.

  • Überhitzung: Der Motor kann durch die erhöhte Geschwindigkeit und den daraus resultierenden stärkeren Einsatz überhitzen. Viele Motoren, wie der Bosch Performance Line, sind für eine Dauerleistung von 250 Watt ausgelegt. Durch das Entdrosseln kann diese Leistung überstrapaziert werden, was zu Schäden am Motor führt.

  • Reichweitenverlust: Durch die höhere Geschwindigkeit und den erhöhten Stromverbrauch sinkt die Reichweite des E-Bikes. Ein Akku, der normalerweise für 100 km reicht, kann nach der Modifikation nur noch 60-70 km schaffen, da der Motor mehr Energie verbraucht.

4. Zahlen und Fakten

Laut einer Studie des Bundesamts für Straßenwesen (BASt) gibt es schätzungsweise 5 bis 10 % aller E-Bikes in Deutschland, die illegal entdrosselt wurden. Diese Zahl zeigt, dass das Entdrosseln trotz der Risiken weit verbreitet ist. Gleichzeitig weisen Versicherungen immer wieder darauf hin, dass in solchen Fällen keine Deckung besteht.

Ein weiteres Problem ist die erhöhte Unfallgefahr. Daten des ADAC zeigen, dass entdrosselte E-Bikes ein höheres Risiko für schwere Unfälle darstellen, da sie nicht für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt sind. Bremsen, Reifen und Rahmen sind auf 25 km/h optimiert – höhere Geschwindigkeiten erhöhen das Unfallrisiko erheblich.

5. Ist das Entdrosseln sinnvoll?

Obwohl das Entdrosseln die Leistung und Geschwindigkeit eines E-Bikes verbessert, überwiegen die Nachteile oft die Vorteile. Die rechtlichen und technischen Risiken machen das Entdrosseln für den normalen Gebrauch wenig sinnvoll. Für alle, die schneller fahren möchten, bietet sich der Kauf eines S-Pedelecs an, das legal bis 45 km/h unterstützt und entsprechend versichert und zugelassen werden kann.

Fazit

Das Entdrosseln eines E-Bikes mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, aber es bringt erhebliche Risiken mit sich. Neben rechtlichen Konsequenzen wie dem Verlust der Versicherung und Bußgeldern kann das E-Bike selbst durch den höheren Verschleiß Schaden nehmen. Wer schneller unterwegs sein möchte, sollte daher lieber ein S-Pedelec in Betracht ziehen, das die gesetzlichen Anforderungen erfüllt.