Was kostet ein E-Bike wirklich? Vollkosten pro Jahr im Überblick

Was kostet ein E-Bike pro Jahr? Wir rechnen vor: Kauf, Versicherung, Wartung, Strom, Verschleiß – mit Beispielrechnungen für Stadt, Pendler & Tourenfahrer.

Jun 28, 2025 - 12:54
Jun 28, 2025 - 13:01
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Was kostet ein E-Bike wirklich? Vollkosten pro Jahr im Überblick

E-Bikes – günstige Mobilität oder unterschätzte Kostenfalle?

Der Trend zum E-Bike ist ungebrochen. In Deutschland wurden allein 2024 rund 2,2 Millionen E-Bikes verkauft – Tendenz weiter steigend. Kein Wunder: Pedelecs und S-Pedelecs gelten als nachhaltige, flexible und kostengünstige Alternative zum Auto. Doch wie günstig ist die elektrische Mobilität auf zwei Rädern wirklich?

Während Hersteller mit niedrigen Stromkosten werben, unterschätzen viele Käufer die tatsächlichen Jahreskosten eines E-Bikes. Denn neben dem Kaufpreis fallen laufende Kosten an – für Wartung, Reparaturen, Versicherung, Verschleiß und Zubehör. Auch der Wertverlust darf nicht vergessen werden. Wer sein E-Bike täglich nutzt, zahlt schnell mehr als gedacht.

In diesem Artikel analysieren wir die echten Vollkosten eines E-Bikes pro Jahr – transparent, realistisch und mit drei Beispielrechnungen für Stadtfahrer, Pendler und Tourenfahrer. Dazu gibt es Tipps zur Kostenreduktion, sinnvolle Versicherungen und Hinweise, worauf man beim Kauf achten sollte.

Der Kaufpreis: Basis der Kostenrechnung

E-Bikes gibt es inzwischen in jeder Preisklasse. Vom günstigen Discountermodell für 1.200 € bis zum Premium-Carbon-Bike für 7.000 € ist alles vertreten. Für die meisten Alltagsfahrer liegen die Kaufpreise realistischerweise zwischen 2.500 € und 4.000 €. Für unsere Kostenrechnung rechnen wir mit einem Anschaffungspreis von 3.000 €, der über fünf Jahre abgeschrieben wird. Das ergibt 600 € pro Jahr reine Anschaffungskosten.

Dabei nicht vergessen: Zubehör wie Schloss, Helm, Packtasche, Smartphone-Halterung oder Schutzkleidung kommen meist noch oben drauf – oft 200 bis 500 € einmalig. Auch diese Kosten sollten realistisch eingeplant und anteilig auf die Nutzungsjahre umgelegt werden.

Versicherung: Schutz vor Diebstahl und Schäden

Wer ein hochwertiges E-Bike besitzt, sollte es versichern. Die Basis ist die Hausratversicherung, die Fahrraddiebstahl abdeckt – allerdings oft nur eingeschränkt oder mit geringen Erstattungsgrenzen. Sinnvoller ist eine spezielle E-Bike-Versicherung, die gegen Diebstahl, Vandalismus, Akkuschäden und manchmal auch Sturzfolgen absichert.

Die Kosten liegen bei:
– ca. 60–100 €/Jahr für einfachen Diebstahlschutz
– ca. 150–250 €/Jahr für Vollkasko-Tarife mit Akku, Verschleiß und Reparatur

Für S-Pedelecs (45 km/h) ist zudem eine Haftpflichtversicherung gesetzlich vorgeschrieben – etwa 40 bis 90 €/Jahr.

Wartung und Inspektion: Der stille Kostenfaktor

Ein häufig unterschätzter Kostenblock ist die regelmäßige Wartung. Hersteller wie Bosch oder Shimano empfehlen einmal jährlich eine professionelle Inspektion – inklusive Software-Update, Verschleißcheck und Bremsenprüfung. Fachhändler berechnen dafür zwischen 80 und 150 €, je nach Umfang und Region.

Hinzu kommen unregelmäßige Reparaturen, etwa:
– Kettenwechsel alle 2.000–3.000 km: ca. 50–90 €
– Bremsbeläge tauschen: ca. 30–60 € pro Achse
– Reifendefekte oder Mantelwechsel: ca. 40–80 €
– Schaltungsjustierung: ca. 20–40 €
– Akkutest oder Austausch nach 4–6 Jahren: 400–900 €

Insgesamt ergibt sich für Vielfahrer ein Wartungs- und Reparaturbudget von rund 200 bis 350 € jährlich – je nach Fahrweise, Pflege und Nutzung.

Stromkosten: Gering, aber nicht null

Ein häufiges Verkaufsargument beim E-Bike ist der Stromverbrauch. Tatsächlich sind die Kosten pro Ladung sehr gering: Eine vollständige Akkuladung mit 500 Wh kostet bei einem Strompreis von 0,35 €/kWh rund 0,18 €. Bei einer Reichweite von 60 bis 100 km entspricht das einem Verbrauch von ca. 0,35 € pro 100 km.

Wer im Jahr 3.000 km fährt, benötigt etwa 30 bis 50 vollständige Ladungen – macht rund 10 bis 20 € Stromkosten im Jahr. Bei häufigeren Fahrten, mehreren Akkus oder Schnellladen können sich die Kosten aber auch auf bis zu 30 € erhöhen. Noch günstiger ist das Laden mit eigener Photovoltaik – vorausgesetzt, das Bike wird tagsüber zu Hause geladen.

Verschleißteile: Höher als beim klassischen Fahrrad

E-Bikes sind schwerer, schneller und belasteter als normale Fahrräder – das zeigt sich im Verschleiß. Besonders die Kette, Bremsen, Kassette, Lager und Reifen müssen häufiger ersetzt werden. Auch Dämpfer, Federgabeln oder Displayeinheiten können über Jahre Probleme machen.

Jährlicher Verschleiß bei regelmäßiger Nutzung:
– Kette & Ritzel: ca. 80–120 €
– Bremsbeläge: ca. 60–90 €
– Reifen: ca. 80–100 €
– Akku-Rücklage: ca. 100–150 € (für Ersatz alle 5–6 Jahre)

Zusammen mit der Wartung ergibt das ein technisches Jahresbudget von rund 300–450 €.

Beispielrechnung: Stadtfahrer mit 2.000 km pro Jahr

– Anschaffung (anteilig): 600 €
– Versicherung: 90 €
– Wartung & Reparatur: 150 €
– Verschleißteile: 120 €
– Stromkosten: 10 €
– Zubehör-Abschreibung: 50 €

Gesamt: ca. 1.020 €/Jahr
Kosten pro Kilometer: ca. 0,51 €

Beispielrechnung: Pendler mit 5.000 km pro Jahr

– Anschaffung (anteilig): 600 €
– Versicherung: 180 €
– Wartung & Reparatur: 300 €
– Verschleißteile: 200 €
– Stromkosten: 20 €
– Zubehör-Abschreibung: 80 €

Gesamt: ca. 1.380 €/Jahr
Kosten pro Kilometer: ca. 0,28 €

Beispielrechnung: Tourenfahrer mit 8.000 km pro Jahr

– Anschaffung (anteilig): 600 €
– Versicherung: 180 €
– Wartung & Reparatur: 400 €
– Verschleißteile: 300 €
– Stromkosten: 35 €
– Zubehör-Abschreibung: 100 €

Gesamt: ca. 1.615 €/Jahr
Kosten pro Kilometer: ca. 0,20 €

Wertverlust nicht vergessen

Auch wenn man den Anschaffungspreis anteilig über fünf Jahre rechnet – der Wiederverkaufswert eines gebrauchten E-Bikes sinkt rapide. Nach drei Jahren ist bei vielen Modellen nur noch 30–50 % des Neupreises zu erzielen. Technische Veralterung, Softwareprobleme oder Akkuschäden können den Verkaufspreis weiter senken. Wer plant, das E-Bike nach zwei Jahren zu verkaufen, sollte daher mit einem zusätzlichen Wertverlust von 500 bis 1.000 € rechnen.

Wie lassen sich E-Bike-Kosten reduzieren?

– Regelmäßige Pflege und Kettenreinigung verlängern die Lebensdauer
– Werkstattkosten durch eigenes Schrauben senken (z. B. Kette, Reifen)
– Ladezyklen optimieren: lieber teil- als tiefentladen
– E-Bike-Versicherung vergleichen – große Preisunterschiede
– Zubehör gebraucht kaufen (Helm, Schloss, Halterungen)
– Förderung nutzen: Manche Städte geben bis zu 500 € Zuschuss

Fazit: E-Bikes sind nicht billig – aber günstiger als viele denken

Ein gutes E-Bike kostet in der Realität zwischen 1.000 und 1.600 € pro Jahr – je nach Fahrleistung, Pflegeaufwand und Versicherungsumfang. Im Vergleich zu einem Auto oder Roller bleiben die Kosten überschaubar. Besonders für Pendler, die Benzin, Parkgebühren oder ÖPNV-Tickets einsparen, ist das E-Bike eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative.

Wichtig ist, die Gesamtkosten im Blick zu behalten. Wer regelmäßig fährt, sollte 100 € pro Monat kalkulieren – inklusive Rücklagen für Akku, Reparaturen und Ausstattung. Wer das E-Bike dagegen nur gelegentlich nutzt, fährt mit einem hochwertigen Fahrrad oder Mietmodell oft günstiger.